In diesem Tutorial geht es um die grundlegenden Videoschnitt-Funktionalitäten von Davinci Resolve von Blackmagic Design. Dazu konzentrieren wir uns auf die dafür nötigen Arbeitsbereiche Media, Edit und Deliver.
Farbkorrektur in den Bereichen Color, Compositing in Fusion und fortgeschrittene Audiobearbeitung in Fairlight lassen wir hier der Übersichtlichkeit halber komplett aussen vor. Auch den neuen Bereich Cut behandeln wir hier nicht, das wird in einem weiteren Tutorial separat behandelt werden.
Dieses Tutorial richtet sich an alle, die einen Schnellstart für den Schnitt mit Davinci Resolve suchen, entweder als Schnitt-Einsteiger oder für Umsteiger von anderen Schnittprogrammen wie Adobe Premiere Pro oder Final Cut Pro.
Neues Projekt erstellen
Nach dem Starten von Davinci öffnet sich das Projekt-Fenster und ihr könnt ein neues Projekt erstellen und ihm einen Namen geben.
Grundeinstellungen vornehmen
Wenn ihr Davinci neu installiert habt, solltet ihr ein paar kleine Grundeinstellungen anpassen. Dazu gehören vor allem die Timeline-Einstellungen zur Auflösung und die Bildrate der zu erstellenden Videos.
Klickt dazu auf das kleine Zahnrad ganz rechts unten am Bildschirmrand (Project Settings).
Wählt dann seitlich den Tab “Master Settings” und stellt als Timeline resolution 1920x1080 HD ein und unter “Timeline frame rate” den Wert 25. Somit erstellen wir jetzt Filme mit der FullHD Auflösung mit 1920x1080 Pixeln und einer Bildrate von 25, was für Europa typische Einstellungen sind, die in den meisten Fällen die richtigen sind.
Selbstverständlich könnt ihr hier bei anderen Bedürfnissen auch andere Werte eingeben.
Um diese Einstellungen zu fixieren bitte rechts unten auf Save drücken. Im Seiten-Tab “Presets” könnt ihr diese Einstellungen auch für künftige Projekte zum Standard machen, wenn ihr einen rechten Mausklick auf “Current Project” macht und “Save as User Default Config” wählt.
Diese Einstellungen sind nur einmalig zu machen. Beim nächsten Projekt werden jetzt automatisch diese Werte gewählt.
Warum ist es so wichtig, diese Einstellungen am Anfang zu machen? Weil man in Davinci die Bildrate (in unserem Fall 25 Bilder pro Sekunde) nachträglich nicht so einfach ändern kann.
Medienmanagement
Davinci Resolve macht selbst kein Medienmanagement in dem Sinn, daß es importierte oder verwendete Medien kopiert oder zentral speichert. Es empfiehlt sich deshalb, sich vor dem Projektstart Gedanken über das Medienmanagement zu machen. Eine einfache Vorgehensweise wäre, einen Projekt-Ordner auf einem internen oder externen Speichermedium anzulegen, und dort ersteinmal alle Medien hineinzukopieren. Von diesem zentralen Ort werden die Medien dann ins Projekt importiert.
Die Oberfläche von Davinci Resolve
Davinci Resolve ist ein sehr umfangreiches Programm, und der Videoschnitt ist nur ein Teil des Funktionsumfangs von Davinci. Der Übersicht halber sind die verschiedenen Funktionen in Arbeitsbereiche eingeteilt, die über die Reiter “Media”, “Cut”, “Edit”, “Fusion”, “Color”, “Fairlight” und “Deliver” zu erreichen sind.
In diesem Tutorial werden wir uns nur mit den Bereichen Media, Edit und Deliver befassen, da diese ausreichend für einfache Schnittprojekte sind.
Medien importieren
Wir beginnen im Bereich “Media”, den wir durch einen Klick auf das linke Icon “Media” am unteren Bildschirmrand erreichen.
Links oben (1) findet ihr das Dateisystem des Rechners mit allen angeschlossenen Speichermedien. Hier könnt ihr zu eurem Projektordner mit den Medien navigieren.
Um Clips verwenden zu können, müssen sie ins Projekt importiert werden. Das geht am einfachsten, indem ihr sie auswählt (einzelne, Gruppen, oder alle mit Strg-A bzw cmd-A) und in den unteren Bereich zieht (Master). Jetzt merkt sich Davinici den Pfad zu den Datein, und ihr findet sie auch im Mediapool im Bereich “Edit”, in dem wir uns später aufhalten werden.
Regelmäßiges Sichern durch die Tastenkombination strg-s bzw cmd-s sichert den aktuellen Stand des Projekts.
Medien sichten und ordnen
Die in den Medienpool importierten Clips könnt ihr jetzt durch Klicken in der Medienvorschau ansehen. Unterhalb der Ansicht findet ihr Kontroll-Tasten zum Abspielen und Stoppen der Clips, sowie darüber einen Bereich, in dem ihr durch Klicken oder ziehen an jeden Punkt im Clip springen könnt.
Der Rohschnitt
Der Bereich “Edit” ist der Bereich, in dem sich die meisten für den Schnitt relevanten Werkzeuge finden. Im linken Bereich befindet sich der Media-Pool. Hier sind auch die ins Projekt importierten Clips. Ein Doppel-Klick auf einen Clip öffnet diesen im Vorschau-Fenster.
Wichtige Tastatur-Befehle
Leertaste = Clip abspielen
jkl= j rückwärts, k stop, l vorwärts (schnelleres abspielen durch mehrmaliges drücken)
i = in-Punkt setzen
o = out-Punkt setzen
home oder pos1 = an den Clip-Anfang springen
ende = ans Clip-Ende springen
a = Auswahlwerkzeug
b = Schneidewerkzeug
t = Trimwerkzeug
shift-F12 = am Ende anfügen
F9 = einfügen
F10 = überschreiben
F12 = darüber legen
Mit den Tasten i und o den in-Punkt und den out-Punkt des Materials setzen und den selektierten Bereich durch greifen und ziehen in der Timeline an den gewünschten Ort in der Timeline ziehen. Das mit allen gewünschten Medien wiederholen, dann die Clips in die richtige Reihenfolge bringen. Strg-Shift bzw cmd-Shift gedrückt halten, wenn Clips beim Schieben eingefügt werden sollen, statt zu überschreiben.
Nützlich für den Rohschnitt sind auch die Tastatur-Befehle für das Einfügen von Clips: shift-F12 fügt den in-out-Bereich an das Ende der Timeline an, F9 fügt ihn an der Playhead-Position in der Timeline ein, F10 überschreibt und F12 legt ihn auf einer darüberliegenden Videospur ab.
Werkzeuge für den Feinschnitt
Im Feinschnitt optimieren wir jeden Schnittpunkt einzeln. Hilfreich ist das Trimwerkzeug, das wir mit der Taste t erreichen (mit der Taste a können wir zurück zum Auswahlwerkzeug wechseln).
Wenn wir nun einen Schnittpunkt auswählen um ihn anzupassen, haben wir eine Reihe von Optionen, je nachdem, wo genau der Click stattfindet. Klicken wir leicht links vom Schnittpunkt, wählen wir den out-Punkt des linken Clips aus und können so den Clip kürzen oder verlängern. Genau genommen verschieben wir den zuvor gewählten out-Punkt nach links ofer rechts. Alle rechts liegenden Clips werden dementsprechend verschoben.
Klicken wir stattdessen mit dem ausgewählten Trimwerkzeug leicht rechts vom Schnittpunkt, wählen wir den in-Punkt des rechten Clips und können somit den Anfang (in-Punkt) dieses Clips durch ziehen nach links oder rechts verschieben. In beiden Fällen ändert sich die Gesamtlänge des Films.
Klicken wir dagegen genau auf die Mitte des Schnittpunkts, denn “rollen” wir den Schnittpunkt durch ziehen nach links oder rechts. Ziehen wir nach links, wird der linke Clip in dem Maße von hinten verkürzt, wie wir den rechten von vorne verlängern. Die Gesamtlänge des Filmes ändert sich also nicht.
Beim Dialog-Schnitt kommen meistens die ersten beiden Varianten zum Einsatz, beim Anpassen von Schnittbildern auf darüberliegenden Spuren ist oft die dritte Variante hilfreich, um zum Beispiel den Zeitpunkt des Umschnittes anzupassen.
einfache Tonbearbeitung
Die Lautstärke einzelner Clips können wir individuell einstellen. Dazu bewegen wir die Maus über den Ton-Clip einer Audio-Spur. In etwa der horizontalen Mitte des Clips verwandelt sich der Maus-Zeiger in zwei kleine Pfeilchen, die nach oben und unten zeigen. Jetzt können wir durch Klicken und halten die Pegel-Linie greifen und nach oben (lauter) oder nach unten (leiser) ziehen. Die Änderung der Lautstärke wird auch durch die neue Wellenform dargestellt. So können wir die Lautstärke der Clips einzeln anpassen.
Um die Lautstärkeanpassung eines Clips auch auf andere Clips anzuwenden, können wir den neu eingestellten Clip selektieren, den zum Kopieren strg-c bzw cmd-c drücken - oder einen rechten Mausklick auf den Clip machen und im Kontext-Menü “Kopieren” wählen. Dann die anderen Clips auswählen, die die neue Lautstärke-Einstellung erhalten sollen, und dann im “Edit”-Menü in der Menüleiste oben “Paste Attributes” wählen und dann das Attribut “Volume” auswählen. So werden die Lautstärke-Einstellungen auf die ausgewählten Clips kopiert.
Clips können auch am Anfang ein- oder am Ende ausgeblendet werden. Dazu mit der Maus in der Tonspur des Clips den kleinen weissen Zapfen am Anfang oder/und Ende des Clips greifen und in den Clipbereich ziehen. Dieser ist erst sichtbar, wenn sich die Maus über dem Ton-Clip befindet.
Ton-Überblendungen zwischen zwei benachbarten Ton-Clips kann man erzeugen, indem man die alt-Taste gedrückt hält und den Ton-Schnittpunkt mit einem rechten Mausklick auswählt, und “add Crossfade” mit der gewünschten Blendenlänge auswählt.
Ein Klick auf “Mixer” rechts oben öffnet den Audio-Mixer. Hier sehen wir die Ton-Pegel der einzelnen Audio-Spuren (A1, A2 etc) sowie die Gesamtmischung (M1). Die Gesamtmischung darf niemals den mit 0 markierten Bereich nach oben überschreiten. Sollte dies punktuell beim Abspielen geschehen sein, wird dies durch einen roten Punkt leicht überhalb der Pegelanzeige angezeigt.
Navigation in der Timeline
Effizientes Navigieren in der Timeline ist essentiell für das Schnittvergnügen. Durch Klicken in den Timecode-Bereich springt der Playhead an die entsprechende Stelle. In diesem Bereich ist auch ein Ziehen mit der Maus möglich. Die Tasten home bzw pos1 bringen uns an den Anfang und an das Ende der Timeline. Mit den Tasten j, k und l können wir auch hier navigieren. Mehrfaches drücken der Taste l beispielsweise spielt vorwärts ab mit beschleunigter Geschwindigkeit. Mit k können wir dann wieder stoppen und mit j rückwärts abspielen.
Pfeiltaste rauf springt zum vorhergehenden Schnittpunkt, Pfeiltaste runter zum nächsten.
Sehr wichtig ist auch der für die aktuelle Aufgabe richtige Zoom-Level. Für genaues Arbeiten sollte mit nahe heranzoomen (strg + bzw cmd +), für den Überblick dagegen muss man herauszoomen (strg - bzw cmd -). Shift z zeigt die gesamte Timeline.
wichtige Tastatur-Befehle in der Timeline
strg + bzw cmd + = Zoom in (zb Timeline, je nachdem, welches Fenster gerade den Fokus hat)
strg - bzw cmd - = Zoom out
shift z = zoom auf die gesamte Timeline
Leertaste = Clip abspielen
JKL = J Rückwärts, K Stop, L Vorwärts (schnelleres abspielen durch mehrmaliges drücken)
home oder pos1 = an den Clip-Anfang springen
ende = ans Clip-Ende springen
Pfeiltaste rauf = zum vorhergehenden Schnittpunkt
Pfeiltaste runter= zum nächsten Schnittpunkt
Einfügen von Grafiken und Texten
In Davinici Resolve kann man auch ganz einfach Grafiken und Texte einfügen. Grafiken verhalten sich dabei weitgehend wie andere Medien und können in den üblichen Dateiformaten (zb. png, jpg, tiff) wie solche auch in den Medienpool importiert werden. Der Farbraum muß RGB sein. Wenn Grafiken Transparenz enthalten sollen, muß ein passendes Dateiformat wie png oder tiff gewählt werden. Also einfach die Grafik-Datei in den Medienpool importieren (geht auch per drag-and-drop) und dann in der Timeline beispielsweise auf eine übergeordnete Spur legen.
Wenn beispielsweise ein Logo als Sender-ID rechts oben in der Ecke eingeblendet werden soll, dann also das Logo auf eine übergeordnete Spur legen, selektieren, rechts oben durch klicken auf “Inspector” die Clipeigenschaften öffnen und die Attribute Zoom, Position und Opacity anpassen, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Auch die Dauer der Einblendung lässt sich einstellen, indem man den Clip einfach links und rechts auf die gewünschte Länge zieht.
Um einen Text einzufügen öffnen wir links oben die Effects Library und wählen unter Toolbox->Titles Text aus (oder einen der Lower 3rds wenn es um die Erstellung einer Bauchbinde geht), und ziehen diesen per drag-and-drop auf eine übergeordnete Spur. Wir sehen dann den Text über dem darunterliegenden Videoclip.
Der Text lässt sich dann nach der Auswahl durch anklicken im Inspector bearbeiten und an die ensprechende Position ziehen.
Playout
Um den aktuellen Stand des Videos auszuspielen, wechseln wir in den Bereich “Deliver”.
Hier können wir nun links oben eine der voreingestellten Presets wählen, um das Ausgabeformat samt Einstellungen zu wählen. Für das Ausspielen auf Youtube wählen wir “Youtube 1080p”, vergeben einen Dateinamen und definieren unter Location den Speicherort. Ein Klick auf “Add to Render Queue” fügt den Clip der Renderliste an, die wir rechts mittig dann noch mit einem Klick auf “Start Render” starten müssen.
Der Clip wird dann rausgerechnet um nach der Beendigung des Render-Vorgangs befindet sich das Video am ausgewählten Speicherort.
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Quelle:
http://blog.acpp.de/videoschnitt-mit-davinci-resolve-tutorial/
Oliver Wanke, acpp GmbH, 2020